Am 22. November 2019 feierte unser Ortsverein seinen 30. Geburtstag. Leider konnte unsere stellvertretende Landesvorsitzende aus sehr persönlichen Gründen nicht teilnehmen. Ihr vorbereitetes Grußwort stellen wir deshalb zum Nachlesen online:
Am 22. November 2019 feierte unser Ortsverein seinen 30. Geburtstag. Leider konnte unsere stellvertretende Landesvorsitzende aus sehr persönlichen Gründen nicht teilnehmen. Ihr vorbereitetes Grußwort stellen wir deshalb zum Nachlesen online:
Liebe Genossinnen und Genossen des OV Olbernhau,
vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr darüber, denn durch meine Besuche in der Legislatur 2009-2014 ist mir der Ortsverein sehr ans Herz gewachsen. Mir ist es auch wichtig, als stellvertretende Landesvorsitzende die Wertschätzung des Landesvorstandes für Eure Arbeit zu vermitteln.
Wer wird eigentlich dieser noch Tage dreißig Jahre alt? Ich habe etwas recherchiert.
Die Simpsons, der Game Boy und das Internet.
Zugegebenermaßen war ich häufiger im Internet als in Eurem Ortsverein in den letzten 10 Jahren.
Zwischen Euch und dem Internet gibt es sogar eine Gemeinsamkeit: Es war ein mutiges Unterfangen vor 30 Jahren mit ungewissem Ausgang.
Wenn von den mutigen Männern und Frauen der ersten Stunde die Rede ist, so darf das keine Floskel sein. Ich habe großen Respekt und Ehrfurcht vor dieser Leistung.
Heute posten viele junge Genossinnen und Genossen ihre Wahlentscheidung bei Facebook, in den 1980er Jahren wurde nach Einführung der Wahlkabinen durch Gorbatschows Vorstoß in der DDR diskriminiert und mit als verdächtig betrachtet, wer eine Wahlkabine zur geheimen Wahl nutzte.
Heute ist es normal, auf eine Demonstration zu gehen. Damals musste man mit einem Abtransport ins Gefängnis rechnen.
Wie selbstverständlich vielen Menschen ihre Grundrechte geworden sind, kann man positiv deuten: Wir sind in der Demokratie angekommen.
Ein Ausdruck dieser Selbstverständlichkeit ist die Konzentration des Diskurses auf die Versäumnisse im Zuge der Wiedervereinigung. Tatsächlich tun wir gut daran, die Benennung und Aufarbeitung derselben nicht der Linkspartei zu überlassen. Doch wir sollten Versäumnisse benennen, ohne dabei die DDR zu beschönigen. Ein zu starker Fokus auf die Treuhand entlastet jene, die bereits zu DDR Zeiten Betriebe in den Abgrund geführt haben, und das waren eben nicht die Arbeiterinnen und Arbeiter, sondern die SED-Oberen.
Wir können Lebensleistungen anerkennen, ohne eine Diktatur schön zu reden. Das zeichnet uns als SPD aus und steht uns historisch gut an.
Revolutionen werden immer von Minderheiten gemacht. Als erzgebirgische Sozialdemokraten wisst Ihr, was es bedeutet, Teil einer Minderheit zu sein. Die Mehrheit der Ostdeutschen wollte nicht mit der SPD in einem emanzipatorischen Prozess über soziale Demokratie oder gar demokratischen Sozialismus diskutieren. „Helmut nimm uns an die Hand, führ uns ins Wirtschaftswunderland“ hieß es damals. Die Sehnsucht des an die Hand genommen werdens kann die SPD bis heute nicht befriedigen, denn sie steht für eine Politik auf Augenhöhe, für das Ringen um die beste Lösung und das Teilen von Macht. Wir stehen für den unbequemen Weg und im Erzgebirge ist er oft besonders unbequem.
Sehr gern denke ich an meine erste Begegnung mit Eurem Ortsverein als 29jährige Abgeordnete vor 10 Jahren. Die Diskussionen waren fair, die Fragen direkt und die Meinungen unverstellt. Hartmut achtete stets auf einen anständigen Ton – auch wenn es sehr viele Kontroversen zur Landespolitik gab. Ich stellte schnell fest: Hier in Olbernhau muss man sich den Respekt erst verdienen. Und das fand ich gut! Ich komme aus Pasewalk, dort sind die Menschen sparsam mit Zuneigungsbekundungen, aber eben ehrlich. Im Laufe der Jahre habe ich gemerkt, mit wie viel Herzblut Hartmut und viele Andere unter sehr schweren Bedingungen in Eurer Region ehrenamtlich arbeiten. Ich wünsche Euch dafür weiterhin viel Energie und Geduld und besuche Euch auch gern mal wieder in einer Ortsvereinssitzung. Glück auf!
Eure
Hanka
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